Das Grundlagenwerk des Hatha Yoga von Swatmarama.
Mit Kommentaren von Brahmananda, Swami Vishnu-devananda, Sukadev und mir.
Bekömmliche, süße Nahrung, [bei der] ein Viertel [des Magens] leer [bleibt], | [und die] achtsam verzehrt wird, das wird moderate Ernährung (Mitahara) genannt.
*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda zitiert einen Vers, der besagt, dass zwei Teile (des Magens) mit fester Nahrung (Anna) gefüllt werden sollen, ein Teil mit Wasser (Toya), und der vierte Teil soll für die Luft bzw. die „Bewegungen des Windes“ (Vayu) frei bleiben.
Kommentar von Brahmananda:
Er sollte zwei Teile seines Magens mit Nahrung füllen und den dritten mit Wasser, wobei er den vierten für den Durchzug der Luft freilässt. Shiva zu gefallen bedeutet, dass er denken soll, dass der Essende Shiva ist und nicht er selbst, wie die Srutis sagen: „Der Essende ist Maheshwara, der große Herr.“
Kommentar von Swami Vishnu-devananda:
Maßvolle Ernährung bedeutet, wohlschmeckende und süße Nahrung zu sich zu nehmen, ein Viertel des Magens frei zu lassen und die Handlung Shiva zu opfern.
Bitteres, Saures, Beißendes, Salziges, Scharfes, grünes Gemüse, saurer Haferschleim, Sesam Öl, Sesam, Senf, Alkohol, Fisch, | Ziege, anderes Fleisch, saure oder mit Wasser vermischte Milch, Pferdebohne, Jujube-Frucht, Ölkuchen, Teufeldreck, Knoblauch und weiteres ist ungeeignete [Nahrung für einen Yogi], so sagt man.
*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda liest zwar harīta-śāka (mit langem ī), versteht aber harita-śāka (mit kurzem i) im Sinne von „grünes Gemüse“, was er mit pattra-śāka („Blatt-Gemüse“, Pattrashaka) erklärt. Das Versmaß (Vasantatilaka) dieses Verses lässt allerdings nur eine lange Silbe an dieser Stelle zu, was für die Richtigkeit der Lesung harīta-śāka (mit langem ī) spricht. Somit sind harīta und śāka als zwei getrennte Worte aufzufassen, wobei harīta für Haritaka bzw. Haritaki (Chebulische Myrobalane) steht. Shaka bedeutet „Gemüse, Kraut„. Auch die Bedeutung harita-śāka „Meerettichbaum“ (Shigru) scheidet aufgrund der hier nicht erlaubten Kürze des i aus.
Kommentar von Brahmananda:
Mit scharfen Dingen sind bittere Stoffe wie Bitterkürbis gemeint; saure wie Tamarinde; stechende wie Chilis; heiße wie jene, die die Temperatur des Körpers steigern, wie Zucker, Jaggery (natürlicher Zucker), Salz.
Kommentar von Swami Vishnu-devananda:
Folgende Dinge werden für unheilvoll für den Yogi gehalten: Dinge, die scharf sind, sauer, stechend und heiß, Myrabolans, Betelnuss und Betelblätter, das gewöhnliche Conjee Öl, Sesam- und Senföl, Alkoholika, Fisch, Fleisch von Tieren wie der Ziege, geronnene Milch, Buttermilch (nicht die westliche Buttermilch, die für das praktizieren gut ist), Frucht von Jujube, Ölkuchen, Anisartiges und Knoblauch.
Diese Dinge sollten während eines Lehrganges von intensivem Pranayama wie diesem vermieden werden !!!
Und 84 Asanas sind von Shiva beschrieben worden, | von diesen sind vier als Essenz extrahiert worden. [Diese] beschreibe ich.
Kommentar von Brahmananda:
Goraksha sagt: „Es gibt so viele Asanas, wie es lebende Wesen gibt. Shiva hat vierundachtzig Lakhs (ein Lakh = 100.000) gezählt, und nur er kennt sie. Von diesen hat er vierundachtzig ausgewählt, unter diesen vier am meisten von Bedeutung und Nutzen.
Siddhasana, Padmasana, Simhaasana und Bharasana – also diese vier. | Von diesen ist Siddhasana sogar noch die beste und bequem zum fortwährenden Verweilen.
Kommentar von Vishnu-devananda:
Es sind dies: Siddha, Padma, Simha und Bhadra. Von diesen ist die angenehmste und vortrefflichste Siddhasana.
Nun wird Siddhasana erklärt: Die Ferse wird direkt an den Beckenboden gelegt; der andere Fuß wird fest oberhalb des Genitals platziert. Nun wird das Kinn fest auf das Herz gedrückt. | Hier verweilend mit zurückgezogenen Sinnen, richtet [der Yogi] den Blick unbeweglich zwischen die Augenbrauen. Die Position ist als Siddhasana bekannt, da sie die Pforte zur Erlösung aufbricht.
*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass die hier aufgeführten Handlungen (das Sitzen am Feuer bei Kälte, Geschlechtsverkehr und Pilgerfahrten) nur am Anfang (Adi) der Übungspraxis (Abhyasa) gänzlich zu meiden sind (tāsām varjanam). Wenn die Übungspraxis bereits fortgeschritten bzw. „erfolgreich“ (Siddha) ist, sind diese Dinge wieder – „manchmal“ (kadā-cit), also bei passender Gelegenheit und im richtigen Maße – erlaubt: tāsām varjanam ādāv abhyāsa-kāle siddhe ‚bhyāse tu kadā-cit.
In den Worten von Goraksha [klingt] dieses: Vermeide schlechte Gesellschaft, Nähe zum Feuer, Frauen, Herumvagabundieren, | morgendliche Waschungen, Fastenkuren und ähnliches. Diese Aktivitäten [bringen] Krankheit in den Körper.
Kommentar von Brahmananda:
Durch die Erwähnung von Aufwärmen nahe dem Feuer, Geschlechtsverkehr, lange Reisen zu Fuß zu heiligen Plätzen, sollte verständlich gemacht werden, dass sie für die Zeitspanne des Praktizierens vermieden sollten. Nachdem man die Übungen vollständig gemeistert hat, mag man nach freier Wahl sich im Winter nahe am Feuer wärmen, zur richtigen Zeit mit seiner Frau Geschlechtsverkehr haben (wie es in den Smritis dargelegt ist), zu Fuß zu heiligen Plätzen pilgern, vorausgesetzt, er ist ein Grihastha (Haushälter, Familienvater). Das ist der Standpunkt des Autors, wie klar aus dem nach Gorakshanath zitierten Vers hervorgeht. Früh am Morgen zu Baden bringt Erkältung, Fasten und andere solche Praktiken erfordern das Geübstsein des Körpers. Darum sollte das vermieden werden. Fasten steigert die Galle.
Weizen, Reis, Gerste und alles was innerhalb von 60 Tagen reift [ist] gute Nahrung. Milch, Ghee, kristalliner Zucker, Butter, harter Zucker, Honig, | getrockneter Ingwer, die Gurkenfrucht, [sowie] weitere fünf Gemüse, Mung-Bohnen, [sowie] weitere Hülsenfrüchte und Regenwasser, [diese ist Nahrung, die] für die Besten der Yogis angemessen [ist].
*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda zitiert einen Vers, in dem fünf Kräuter (śāka-pañcaka) erwähnt werden, die „gut für die Augen“ (cākṣuṣya) sind: Jivanti, Vastu(ka), mūlyākṣī, Meghanada und Punarnava.
Kommentar von Vishnu-devananda:
Die folgenden Dinge können unbedenklich vom Yogi genommen werden: Weizen, Reis, Gerste, Milch, Ghee, Zuckerwerk, Butter, Honig, getrockneter Ingwer, Gurke, die fünf Küchenkräuter, rote Bohnen (Payaran), und gutes Wasser.
Ghee ist gereinigte Butter. Zuckerwerk ist Kandiszucker. Gurke ist eine der besten Dinge, die ihr zu euch nehmen könnt. Euer westlicher Spinat ist eines der erwähnten fünf Küchenkräuter.
Nahrhafte, süße und milde Milchprodukte nähren den Körper | und sind angenehm für den Geist. Das ist geeignete Nahrung, die der Yogi nutzen sollte.
Kommentar von Brahmananda:
Der Yogi sollte nahrhaftes und süßes Essen mit Milch vermischt zu sich nehmen. Es sollte die Sinne erfreuen und den Dhatus (Körperflüssigkeiten) Nährstoffe liefern.
Das ist sehr wichtig. Wir geben das unseren Sadhana-Schülern am frühen Morgen als Hilfestellung für ihr intensives Pranayama. Es ist sehr nahrhaft und überhaupt nicht schwer.
Kommentar von Christian:
Süßes Essen bedeutet in diesem Zusammenhang, das es sattwig sein soll. Sattwa ist ein Begriff aus den Guna Lehre und bedeutet Reinheit, Klarheit, aber auch Leichtigkeit im weiteren Sinne. Die beiden anderen Gunas sind Rajas und Tamas. Rajas bedeutet Aktivität, im weiteren Sinne auch Außenorientiert. Und Tamas bedeutet Trägheit, Dunkelheit, Schwere, Depression.
Essen hat also einen großen Einfluß auf unsere Stimmung und unseren Geist. Sattwiges Essen schafft Leichtigkeit im Körper und mehr Licht im Geist und in den Augen. Die Wahrnehmung wird schärfer und die farben um einen herum werden bunter. Es ist aber durchaus von süßem Essen hier die Rede, denn ein Yogi lebt nicht in Askese, sondern sucht stets Mitte und Maß. Auch und besonders in der Ernährung. Wenn ein Yogi viel praktiziert,und viele Atemtechniken durchführt, dann fühlt der Yogi eine Leichtigkeit und Verbundenheit mit Allem, sodaß er manchmal mehr Erdung braucht in der Ernährung. Süßes beruhigt die Nerven und Milch erdet. Wer sich nun aus ethischen und ökologischen Gründen für eine vegane Lebensweise entscheidet, der kann auch auf Süßkartoffeln, vegane Schokolade und Milchersatzprodukten zurückgreifen. Kartoffeln und Kohl sind bestimmt auch gut.
Jung, erwachsen oder alt, krank oder sogar schwach, | durch Praxis ohne Ablenkungen kann [jeder Mensch] in allen Techniken des Yoga Perfektion erreichen.
*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass man aufgrund der Übungspraxis (Abhyasa) Erfolg (Siddhi) in Form (Rupa) der Frucht (Phala) des Samadhi erlangt (āpnoti): abhyāsāt … siddhiṃ samādhi-tat-phala-rūpām āpnoti. Ein Synonym für Samadhi ist der Begriff Raja-yoga („königlicher Yoga„), vgl. die Anm. zu Vers 70 sowie die Verse 3-4 des 4. Kapitels, wo weitere Bezeichnungen für den „höchsten Zustand“ aufgeführt werden.
** Anmerkung: Brahmananda versteht unter Yoga hier die einzelnen Glieder (Anga) des (Hatha-)Yoga: sarveṣu yogeṣu yogāṅgeṣu (vgl. Vers 58).
Kommentar von Vishnu-devananda:
Jede Person, wenn sie aktiv Yoga praktiziert, wird ein Siddha.
Jemand, der fähig ist, Kontrolle über das Prana zu bekommen, ob er jung ist, alt oder sogar sehr alt, kränklich oder schwach. Jeder kann erfolgreich sein.
Perfektion stellt sich mit Sicherheit ein, wenn jemand sich mit der Praxis beschäftigt. Wie könnte dies [auch] jemandem geschehen, wenn er nicht praktiziert? | Die Perfektion im Yoga [kommt] nicht durch bloßes Studieren der Schriften.
Kommentar von Swami Visnu-devananda:
Einer, der praktiziert, wird Siddhis erlangen, aber keiner, der faul ist. Yogasiddhis werden nicht durch bloßes theoretisches Lesen der Shastras erlangt.
[Auch] das Tragen der [orangefarben] Kleidung [eines Yogis], noch das Sprechen [darüber], [reicht] nicht als Ursache [für den Erfolg]. | Die Praxis alleine ist die Ursache der Perfektion. [Über] diese Wahrheit [besteht] kein Zweifel.
Kommentar von Swami Vishnu-devananda:
Siddhis werden nicht erlangt, indem man das Gewand eines Yogi trägt,
Einzig ein oranges Gewand zu tragen und sich einen Bart wachsen zu lassen, wird es nicht bringen, darunter seid ihr noch immer dieselbe Person.
(fortgesetzt) oder durch Reden über sie, nur unermüdliches Praktizieren ist das Geheimnis des Erfolges. Darüber gibt es keinen Zweifel.
[Die Praxis beruht auf] Körperhaltungen, verschiedenen Kumbhakas und weiteren erhabenen Werkzeugen. | In der Praxis des Hatha-Yoga führen all diese mit Sicherheit zur Frucht des Raja-Yoga.
*Anmerkung: Der Kommentator Brahmananda erklärt, dass der (Zustand des) Raja-yoga selbst (eva) die Frucht (Phala) des Hatha Yoga ist: rājayoga eva phalam. Zu einer Definition des Begriffes rāja-yoga vgl. die Anm. zu Kap. 4 Vers 103.
Kommentar von Swami Vishnu-devananda:
Die verschiedenen Asanas, die Kumbhakas und die verschiedenen Mudras des Hatha Yoga sollten nur solange praktiziert werden, als einer noch nicht Raja Yoga erlangt.
Dieses sollte praktiziert werden, bis der Geist sehr beständig wird und Prana in die Sushumna geht. Bis dahin müsst ihr üben. Nur üben. Schaut nicht ständig nach einem Ergebnis; vom Üben und nochmals Üben wird es schließlich kommen. Wenn ihr jeden Tag Gewichte hebt, werden eure Muskeln nach und nach entwickeln. Dasselbe gilt hier.
...das Leben bewusst einfach zu leben. Der Panda ist eines der wichtigsten Glückssymbole. Der Panda ist unschuldig, lebt ganz einfach und ist verspielt. Panda Yoga ist für alle Menschen, welche mehr Kreativität und Freude in ihrem Leben wünschen. Im Angebot stehen: Yoga Kurse in Schulen, Kurse für Unternehmen, Gesundheitsberatungen aus yogischer und ayurvedischer Perspektive, Lebensberatung, Yogalehrer Ausbildung, Yin Yoga Lehrerausbildung, Meditationskurse, Präventivkurse, Seminare und Weiterbildungen.
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